Die Aktie von GameStop ist derzeit in aller Munde und häufig auch bei Leuten, die gestern noch nicht wussten wie man Aktie buchstabiert, geschweige denn daß es überhaupt eine Firma mit dem Namen GameStop gibt. Zumindest letzteres trifft auf mich zu, da ich kein Gamer bin und somit nicht zur Kundenzielgruppe des Unternehmens gehöre.
Inhaltsverzeichnis:
Wer ist GameStop?
GameStop ist eine us-amerikanische Einzelhandelskette, die Computerspiele verkauft. Der Kette ging es schon vor Corona schlecht und daran hat sich, auch gerade durch die temporären Schließungen der Läden in zahlreichen Ländern, nichts geändert. Die Kette konnte vom Boom bei Games und eSport-Angeboten absolut nicht profitieren. Der Kurs der Aktie war zwischenzeitlich auf 2,57 USD gefallen, hatte sich später aber so um die 17-19 USD eingependelt. Schließungen von Läden sind nicht auszuschließen, dem Unternehmen geht es wirklich schlecht. Das liegt auch daran, daß heutzutage viele Computerspiele halt eher als Downloadversion gekauft werden oder gleich direkt online gespielt werden. Das Konzept von GameStop hat sich einfach überlebt.
Was sind Shortseller?
Shortseller sind Marktteilnehmer, die auf fallende Kurse bei bestimmten Wertpapieren spekulieren. Das tun solche Shortseller natürlich nicht ohne Grund. Hier bei GameStop lag das nahe, da es dem Unternehmen halt schlecht geht. Diese Spekulation auf fallende Kurse geschieht häufig, nicht immer, über sogenannte Leerverkäufe. Dabei leiht sich der Shortseller Aktien des betreffenden Unternehmens bei jemandem, der diese Aktien besitzt. Dafür wird eine Leihgebühr fällig. Dann verkauft der Shortseller die Aktien und hofft sie vor dem Rückgabetermin günstiger zurückkaufen zu können. Die Differenz aus Verkaufspreis und Rückkaufpreis + Leihgebühr ist dann der Gewinn des Shortsellers. Shortseller haben durchaus eine wichtige Funktion an der Börse. Sie sorgen durch ihre Transaktionen mit dafür, daß die Preise bei bestimmten Unternehmen nicht zu sehr abheben, gerade auch bei Unternehmen, denen es schlecht geht. Dazu durchleuchten sie die entsprechenden Unternehmen genauestens. Bekannte Fälle von Aktivitäten von Shortsellern, die Leerverkäufe tätigten sind VW (2008/09) und Wirecard (2018-2020). Jetzt kommt u.a. GameStop noch auf der Liste hinzu.
Was ist passiert?
Aufgrund der schlechten Zahlen bei GameStop haben mehrere Hedgefonds massive Leerverkäufe getätigt, die letztlich ein Volumen von ca. 150 % der gehandelten Aktien umfassten. Das klingt verrückt, ist aber im Normalfall durchaus beherrschbar. Nun haben sich zahlreiche Nutzer der Plattform Reddit dazu verabredet den Shortsellern das Geschäft zu vermiesen, weil das Unternehmen GameStop doch so toll wäre usw. usw. Daraufhin setzt ein Prozess ein, der dazu führte, daß immer mehr Leute GameStop-Aktien kauften und so den Preise je Aktie auf in der Spitze 485 USD hochtrieben. Die Hedgefonds kamen dadurch in arge Bedrängnis, mussten sie sich doch zu arg überhöhten Preisen mit den entsprechenden Aktien eindecken. Dabei stand ein Hedgefonds mit einem Wert von über 13 Milliarden USD kurz vor der Pleite und konnte nur durch Finanzspritzen anderer Hedgefonds davor bewahrt werden. Während die Redditkids also meinten sie würden es den bösen Hedgefonds mal so richtig zeigen, stand das Finanzsystem an sich beinahe vor einem Kollaps. Die Pleite eines großen Hedgefonds kann nämlich sehr starke Auswirkungen auf das Finanzsystem an sich haben. Die geliehenen Aktien stammen nämlich von anderen großen Fonds und würde jetzt der Hedgefonds ausfallen, wäre es auch schwer die Aktien zurückzubekommen. Das könnte auch diese Fonds in Probleme stürzen, die dann irgendwann für die Finanzwirtschaft nur noch schwer beherrschbar wären.
Ausfälle bei Neobrokern
Am 28.01. kam es bei zwei Brokern zu Sperrungen des Handels mit Aktien von GameStop und einigen weiteren spekulativen Aktien. Diese Sperrung erfolgte allerdings nicht durch die Börsenaufsicht, sondern durch die Broker selbst. Zudem war nur der Kauf der Aktien gesperrt, nicht der Verkauf. Betroffen waren davon in den USA der Neobroker Robinhood und hierzulande Trade Republic. Das sorgte bei Redditkids für großen Ärgern und ließ den Kurs der GameStop-Aktie massiv einbrechen. Die Sperrungen wurden tags darauf wieder aufgehoben. Die Broker hatten ganz einfach ein finanzielles Problem durch die überdurchschnittlich vielen Trades. Sie müssen für solche Fälle Sicherheitsleistungen hinterlegen und da gab es wohl zumindest bei Robinhood finanzielle Engpässe, die nur durch größere Kreditlinien bei anderen Banken ausgeglichen werden konnten. Am Folgetag, als der Handel wieder reibungslos funktionierte, ging der Kurs gleich wieder hoch, konnte sich aber nicht auf dem Anfangsniveau halten. Auch das Handelsvolumen war niedriger als noch zu Beginn der Woche. Das kann man bei Yahoo schön sehen.
Meine persönliche Meinung
Das was die Redditkids da machen, ist brandgefährlich für das Finanzsystem. Shortseller haben durchaus eine ausgleichende Funktion. Sie waren es, die als erste auf Unstimmigkeiten bei Wirecard hinwiesen. Wenn jetzt ein paar Möchtegernbörsianer versuchen die Shortseller aus dem Markt zu drängen, hat das nichts mit der „Demokratisierung der Börse“ zu tun, sondern kann das Finanzsystem destabilisieren. Und wer hinterfragt dann die Unternehmen? Wenn die Redditkids für GameStop etwas tun möchten, sollten sie lieber in deren Geschäfte gehen und die Regale leer kaufen. Dann gehts dem Unternehmen gut und sie brauchen nicht irgendwelche Aktien auf Höhen zu pushen, die absolut nichts mit dem tatsächlichen Wert des Unternehmens zu tun haben. Mit dieser Zockerei tun sie der Börse keinen Gefallen.
Wer seriös an der Börse agieren möchte, sollte sich von solchen Spielerei fernhalten. Ja, ich hätte die finanziellen Möglichkeiten gehabt dort etwas mitzuspielen, ist mir persönlich aber zu doof. Da stecke ich das Geld lieber in vernünftige Papiere, wo die entsprechende Substanz dahinter steht und freue mich über entsprechende Kursgewinne und Dividenden.
Wer jetzt dort mitspielt sollte auf jeden Fall aufpassen, daß er rechtzeitig aussteigt. Der Hype ist irgendwann vorüber und dann bricht der Kurs der Aktie massiv ein. Dauerhaft lässt sich ein derart hoher Kurs bei GameStop nämlich nicht halten, ohne die entsprechenden Unternehmenszahlen. Und von diesen Zahlen, die so eine Bewertung rechtfertigen, ist GameStop Lichtjahre entfernt.
Und weil das Thema Preisabsprachen, Marktmanipulation und Strafbarkeit immer wieder in diesem Zusammenhang fällt. Nein, das was da geschieht ist nicht zwingend erlaubt. Es ist in dieser Form, also mit Absprachen in öffentlichen Gruppen sozialer Netzwerke, ein Präzedenzfall und da müssen erst noch Gerichte drüber urteilen ob das so zulässig ist oder nicht. Und wie so ein Verfahren enden würde, ist alles andere als klar. Unter Umständen kann das für einige dann sogar noch sehr teuer werden. Teurer als die mit den Spekulationen erwirtschafteten Gewinne. Na dann viel Spaß weiterhin. 😉